Ich bin Anna Recklies und seit fast zehn Jahren Trageberaterin in der
Bindungspraxis in Bochum.
In letzter Zeit höre ich häufig, dass es Eltern zu einer Trageberatung in den lokalen Babyfachgeschäften zieht. Dort werden kostenlos, mit oder ohne Termin sogenannte „Trageberatungen“ angeboten.
Das hört sich natürlich nach einer guten und vor allem günstigen Möglichkeit an und klingt viel besser als eine Trageberatung zu konsultieren, die einen Stundenlohn von 50€ aufruft.
Hier 9 Punkte warum es sich unbedingt lohnt in eine unabhängige Trageberatung zu investieren:
1. Trageberatung vs. Verkaufsberatung
Eine „Trageberatung“ in einen Babyfachgeschäft ist all zu oft keine Trageberatung sondern schlichtweg eine Verkaufsberatung. Durch das Verwenden des nicht geschützten Begriffs "Trageberatung"
suggerieren die großen Fachgeschäfte das gleiche zu bieten wie unabhängige Kleinunternehmerinnen. Dem ist aber nicht so. Anders sieht das natürlich bei Babytragenfachgeschäften aus, die sich wirklich
hauptsächlich dem Verkauf von Tragen und Tragetüchern widmen.
2. Herstellervielfalt
Bei einer Verkaufsberatung im großen Babyfachhandel werden einem logischerweise nur die Modelle vorgestellt, die der Fachhandel auch führt. Das sind im Vergleich zu Trageberaterinnen erschreckend wenig. Das hiesige Babyfachgeschäft führt z.B. 16 Marken mit verschieden Modellen. Von diesen 16 würde ich 6 Marken generell nicht empfehlen und 3 nur eingeschränkt. Das Fachgeschäft im Nachbarort bietet sogar 24 verschiedene Hersteller an, bei denen ich aber von 12 abraten würde, 6 eingeschränkt in Ordnung finde und nur 6 Marken auch meinen Empfehlungen entsprechen. Dennoch wirkt die Auswahl für einen Laien eindrucksvoll. Ich berate mit einem Sortiment von 20 verschiedenen Herstellern, die ich alle bewusst ausgewählt habe und empfehlen kann.
3. Preis/Leistungsverhältnis der Auswahl
Dieser Umstand, dass weniger empfehlenswerte Marken vermehrt im Babyfachhandel zu finden sind liegt daran, dass sehr große Hersteller mit einer breiten Produktpalette und sehr viel Umsatz
angefangen haben, als Nebenprodukt Babytragen aufzunehmen, welche z.B. noch zusätzlich zum Kinderwagen, Kindersitz oder der Zimmerausstattung "nebenbei" verkauft werden. Die Tragen sehen sich
immer wieder recht ähnlich und sind zum Teil vom Konzept überdenkenswert. Auch Billighersteller, die eine große Gewinnspanne ermöglichen, finden sich
hier. Kleine Familienunternehmen, die mit Herzblut eine oder mehrere Tragen entwickelt haben, viel getestet haben, Verbesserungen vorgenommen haben, etc. und wirklich gute und absolut durchdachte
Tragen auf den Markt bringen sind schlichtweg zu klein und unbedeutend um im großen Kettenfachhandel ihr Produkt landen zu können. Diese Hersteller findet ihr aber bei persönlichen, lokalen
Trageberaterinnen. Und diese Hersteller sind nicht teurer als die anderen.
4. Passform
Mangels qualitativer Auswahl ist die Wahrscheinlichkeit eine gute, passende Trage für euch und eure Situation zu bekommen geringer. Tatsächlich haben alle von mir Befragten die eine „Trageberatung“ im Babyfachgeschäft gemacht haben die gleiche Trage. Und kommen häufig damit nicht gut zurecht. Körper sind verschieden und es gibt mit gutem Grund so viele verschiedene Tragen. Jemand mit abfallenden Schultern braucht eine andere Trage als jemand bei dem niemals ein Rucksackträger rutscht. Jemand mit starker Taille braucht einen anderen Bauchgurt als jemand ohne Taille usw.
5. Fachwissen/Expertise
Mitunter sind tatsächlich ausgebildete Trageberater/innen in den großen Märkten angestellt, doch darauf kann man sich keineswegs verlassen. Und je nach Schicht ist eben nur Verkaufspersonal vor Ort, das zwar geschult wurde aber nicht mit der Expertise einer langjährigen Trageberaterin mithalten kann.
6. Interessenskonflikt
Ich finde es immer wichtig nach den Interessen bzw. nach der Motivation zu fragen. Der Babyfachmarkt hat die Motivation zu verkaufen. Am besten die Trage mit der größten Marge, also mit dem größten Gewinn für das Geschäft. Unabhängige Trageberater haben die Motivation die Eltern perfekt zu beraten, damit diese eine Erleichterung im Alltag mit ihrem Kind haben und glücklich die Trageberaterin weiterempfehlen.
7. Sackgasse bei Schwierigkeiten
Fatal ist dass Eltern, die eine kostenlose „Trageberatung“ im Fachmarkt in Anspruch genommen haben und eben keine gute Lösung gefunden haben oft desillusioniert das Tragen per sé aufgeben, denn sie haben ja schließlich schon eine „Trageberatung“ gemacht, der Trugschluss das Tragen wäre eben nichts für sie liegt da nahe.
8. Netzwerk für Eltern
Oft haben Trageberaterinnen weitere interessante Angebote wie Babykurse, Workshops, Elterncafés bei denen man nicht nur andere interessierte Eltern kennen lernen kann sondern auch sehr viel Austausch findet und noch mehr in die Materie des Elternsein eintauchen kann. Die Anonymität des Großmarkts bietet das nicht.
9. Hausbesuche
Gerade in der ersten Zeit ist jeder Ausflug auch erst einmal mit Aufwand verbunden. Deswegen mache ich auch Hausbesuche, sodass die Eltern während der Beratung entspannt sein können und alle Zeit haben, die sie brauchen um ihre perfekte Tragemöglichkeit zu finden. Und damit eben auch die beste und schönste Transportmöglichkeit für ihr Kind und den einfachsten Trostplatz, einen sicheren Schlafplatz und die dauerhaft bequeme Möglichkeit die eigenen Hände frei zu haben.
Zusammenfassend kann man wie immer sagen: „You get what you pay for“ oder zu deutsch Qualität hat ihren Preis. Es wird nichts verschenkt sondern man wird als Kunde zur Beratung gelockt aber eben nicht unabhängig und umfassend beraten.
Was dafür verschenkt werden kann sind zum Beispiel Gutscheine für meine Beratungen z.B.
direkt zur Geburt. Das ist immer ein wertvolles Geschenk für frische Eltern, gern auch mit der Erklärung warum so und nicht kostenlos. ;) Checkt doch mal das Angebot eurer hiesigen
Trageberaterinnen aus!